Aus vielen Studien wissen wir, dass die Herzfrequenzvariabilität (HRV) eine wichtige Kenngröße für die körperliche und auch geistige Gesundheit sein kann. Weiterhin ist sie eine objektive Messgröße für die körperliche Belastbarkeit, u.a beim Sport.
Einfluss hierauf hat beispielsweise die Ernährung, der Schlaf, der Stresspegel und auch psychische Faktoren. Außerdem kann die HRV auch Hinweise für den Immunsystem-Status und die Anfälligkeit für Erkrankungen geben.
Die HRV wird auch als Messgröße der neurovegetativen Aktivität bezeichnet und spiegelt die autonome Funktion des Herzens wider. Sie zeigt die zeitliche Änderung von Herzschlag-zu-Herzschlag (das sogenannte RR-Intervall). Dies kann sehr gut über eine 24-Stunden EKG-Messung ermittelt werden.
Die neurovegetative Aktivität wird durch das autonome Nervensystem und somit durch zwei Gegenspieler, die sich das Gleichgewicht halten sollten, beeinflusst: Den Parasympathikus (deaktivierend) und den Sympathikus (aktivierend).
Wenn das autonome Nervensystem im genannten Gleichgewicht ist, werden durch die Gegenspieler sowohl beruhigende, als auch antreibende Signale an das Herz abgegeben. Somit entstehen Schwankungen der Herzfrequenz, sprich die Herzfrequenzvariabilität (HRV).
Ist die HRV hoch, bedeutet dies ein ausgewogenes Ansprechen auf den Parasympathikus und Sympathikus und damit eine adäquate Anpassung auf Belastungsfaktoren (z.B.: Sport, Stress)
Eine niedrige HRV ist auf Dauer kontraproduktiv für die Gesundheit des Körpers und Zeichen fehlender Erholungsphasen. Ursachen hierfür können unter anderem auch Überlastungen beim Sport oder bei der Arbeit sein. Darüber hinaus ist ein unausgewogener Elektrolyt-, Flüssigkeits- und Ernährungshaushalt ursächlich.
Ziel sollte es dann sein, die HRV wieder zu verbessern. Hierzu sind vor allem folgende Maßnahmen zu empfehlen:
- Ein zirkadianer Rhythmus mit ausreichendem Schlaf
- Optimierung der Ernährung und des Flüssigkeitshaushaltes
- Vermeiden oder Reduktion von Risikofaktoren (Stress, Alkohol, fehlende Bewegung)
- Pulsgesteuertes Ausdauertraining
Für das richtige Ausdauer- und auch Kraftausdauertraining empfiehlt sich eine sportärztlich kontrollierte Untersuchung mit Laktatmessung, um den aeroben Pulsbereich festlegen zu können, der zur Optimierung der HRV beiträgt.
Ein Messwert für die HRV ist der sogenannte SDNN-Wert (Standardabweichung der RR-Intervalle). Er gibt Auskunft über die Gesamtvariabilität der Herzschläge. In der Kardiologie ist er ein wichtiger Verlaufsparameter nach Herz-Kreislaufereignissen, wie Herzmuskelentzündung oder auch einem Herzinfarkt.
In der Literatur werden verschiedene Tabellen mit den SDNN-Normwerten angegeben. (zB: „Herzratenvariabilität“ von Dr. med Doris Eller-Berndl). Auch hier ist die Grundlage für die Berechnung, ein Langzeit-EKG über mindestens 24 Stunden mit annähernd gleichförmiger Aktivität.
Quellen:
- Task Force of The European Society of Cardiology and The North American Society of Pacing and Electrophysiology(ESC/NASPE)
- 1996;94:2850–2855
- Quelle: Herzratenvariabilität, Doris Eller-Berndl, Seite 30
- Bild: Pexels.com