Lipoprotein

Das Lipoprotein „klein (a)“

Das Lipoprotein (a) ist immer wieder Thema, wenn es um Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht.

Am bekanntesten sind z. B. das LDL (Low Density Lipoprotein = Lipoprotein niedriger Dichte) und das HDL (High Density Lipoprotein = Lipoprotein hoher Dichte).
Lipoprotein(a) besteht aus Lipoprotein niedriger Dichte (LDL), das mit einem zusätzlichen Protein, dem Apolipoprotein(a), fest verbunden ist. Das Apolipoprotein(a) wird in der Leberzelle gebildet und vereinigt sich vermutlich erst in der Blutbahn mit LDL zu Lipoprotein (a). Damit stehen diese beiden Proteine eng miteinander in Verbindung und sind somit auch die Angriffsstelle für bei vielen Herz-Kreislauferkrankungen.

Die Blutgerinnung und das Lipoprotein (a)

Apolipoprotein(a) ist dem Plasminogen – einem Faktor des Blutgerinnungssystems – von der Struktur her sehr ähnlich. Plasminogen verhindert eine überschießende Blutgerinnung.
Lp(a) schwächt diese Wirkung ab. Daher nimmt man an, dass Lp(a) die Thromboseneigung erhöht und die Auflösung von Gerinnseln (Fibrinolyse) hemmt.

Was sind die Ursachen für erhöhtes Lp(a)?

Die Konzentration des Lp(a) ist weitgehend genetisch vorgegeben. Ernährung oder körperliche Aktivität beeinflussen den Lp(a)- Spiegel kaum. Allerdings kann z. B. der Hormonmangel bei Frauen in der Postmenopause seinen Anstieg fördern. Die Lp(a)-Konzentrationen verändern sich im Laufe des Lebens nicht wesentlich. Daher sind normalerweise Kontrolluntersuchungen nicht notwendig.

Warum ist ein hoher Lp(a)-Wert gefährlich?

Lp(a) hat nicht nur thrombosefördernde, sondern vor allem atherosklerosefördernde Eigenschaften. Es kann in der Gefäßwand (Arterien) abgelagert werden und damit die „Arterienverkalkung“ beschleunigen. Dies kann zu verminderter Durchblutung oder, durch plötzliches Aufbrechen der Ablagerungen, zum Verschluss durch Gerinnselbildung führen.

In Bevölkerungsstudien konnte gezeigt werden, dass das Risiko für eine koronare Herzerkrankung steigt, wenn die Lp(a)-Konzentration erhöht ist. Dabei gibt es keinen eindeutigen Normalwert. Generell wird jedoch angenommen, dass das Risiko bei Werten über 30 mg/dl (bzw.75 nmol/l) erhöht ist. Hohe Lp(a)-Konzentrationen sind verbunden mit höheren Risiken für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall sowie eine Durchblutungsstörung der Beinarterien.

In Kombination mit weiteren Risikofaktoren für das Herz-Kreislaufsystem steigt die Gefahr einer Gefäßverkalkung:
– Diabetes mellitus,
– niedriges HDL- Cholesterin (HDL-C)
– hohes LDL-Cholesterin (LDL-C)
– hohe Triglyzeride
– erhöhter Body Mass Index & zu großer Bauchumfang
– Bluthochdruck

Wann sollte der Lp(a)-Spiegel unbedingt bestimmt werden?

– bei Patienten mit einer Atherosklerose vor dem 60. Lebensjahr
– bei Patienten mit einer familiären Hypercholesterinämie (FH: erblich bedingte Form der Fettstoffwechselstörung, bei der die LDL-C-Konzentration im Blut zu hoch ist)
– bei Patienten, bei denen Atherosklerose oder eine koronare Herzkrankheit (z. B. Angina pectoris, Herzinfarkt, Herzschwäche) voranschreitet, obwohl der Zielwert für LDL-C medikamentös erreicht ist
– wenn Familienangehörige frühzeitig von einer koronaren Herzkrankheit betroffen sind (vor dem 50igsten Lebensjahr)
– wenn bei Familienangehörigen das Lp(a) erhöht ist (auch wenn keine weiteren Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung vorhanden sind)

Was sollte bei hohem Lp(a)-Spiegel untersucht werden?

– Der Gefäßstatus wird genau erfasst (Halsgefäße, Aorta (Hauptschlagader), Herzkranzgefäße zunächst mittels kardiologischer Basisuntersuchung). Außer an den Herzkranzgefäßen ist das mit Ultraschall, also nicht-invasiv, möglich.
– Alle Blutfettwerte (Gesamt-Cholesterin, LDL-C, HDL-C, Triglyzeride) werden gemessen.
– Der Blutdruck wird gemessen.
– Blutzuckerwerte werden bestimmt.
– Die Krankengeschichte der Angehörigen ersten Grades (Eltern, Geschwister, Kinder) in Bezug auf Herz-Kreislauf- Erkrankungen wird erhoben.

Wie können erhöhte Lp(a)-Spiegel gesenkt werden?

– Die medikamentöse Behandlung von erhöhten Lp(a)-Konzentrationen ist nur eingeschränkt möglich. Unter der Therapie mit Cholesterinsenkern verändert sich der Lp(a)-Wert nicht wesentlich. Auch durch eine veränderte Ernährung oder durch Sport lässt sich die Lp(a)-Konzentration nicht beeinflussen.

– Bei Patienten mit rasch fortschreitenden atherosklerotischen Erkrankungen und hohen Lp(a)-Konzentrationen kann der Einsatz der Lipoprotein-Apherese erwogen werden (Blutwäsche, ähnlich einer Dialyse). Hierfür sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen: Nachweis der Progression (des Fortschreitens) der Atherosklerose, LDL-C im Zielbereich, Überschreiten des Grenzwertes für Lp(a) von 60 mg/dl bzw. 120 nmol/l und Erbringung eines lipidologischen sowie eines kardiologischen/angiologischen Gutachtens.
– PCSK9-Inhibitoren (Bauchspritzen alle 2 oder 4 Wochen) haben in Studien eine ca. 30-prozentige Absenkung von Lp(a) bewirkt. Zudem sind diese Präparate nicht für die Indikation „ hohes Lp(a)“ zugelassen.
– In der Entwicklung ist ein Antisense Oligonukleotid gegen Apolipoprotein(a), das Lp(a) effektiv senken kann (zu über 50 Prozent). Ob dieses Medikament auch das Risiko von kardiovaskulären Ereignissen, wie z. B. Herzinfarkt oder Schlaganfall, senken kann, müssen Studien noch zeigen.

Empfehlungen, um das Risiko für (weitere) kardiovaskuläre Ereignisse zu senken:

– Nikotinabstinenz
– weitere Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen minimieren
– Umstellung auf eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Ernährung (viel Gemüse und Vollkorn, wenig tierische Fette, 1- bis 2-mal wöchentlich fettreicher Meeresfisch, z. B. Sardine, Lachs, Hering, Makrele)
– bei erhöhten Triglyzeridwerten zusätzlich kein Alkohol und wenig schnell resorbierbare Kohlenhydrate (z. B. Zucker, zuckerreiche Lebensmittel/Getränke)
– regelmäßig körperlich aktiv sein (Sport eventuell in Absprache mit einem Kardiologen)
– Diabetes und/oder Bluthochdruck optimal einstellen (oft mit Medikamenten)
– LDL-C entsprechend dem individuellen Risiko absenken, wozu oft Medikamente eingesetzt werden (z. B. Statin, Ezetimib, Bempedoinsäure)
– bei erhöhten Triglyzerid-Werten sollte ggf. ein Medikament (Fibrat) zum Einsatz kommen.

Artikel angepasst an Patientenbroschüre: Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V.



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