Autoimmunerkrankungen

Autoimmun-Erkrankungen

Gemeinsame Therapieansätze bei unterschiedlichen Autoimmunerkrankungen

Autoimmunerkrankungen entstehen, wenn das Immunsystem körpereigenes Gewebe fälschlicherweise angreift. Obwohl sich die betroffenen Organsysteme deutlich unterscheiden können – etwa der Darm bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder die Gelenke und das Weichteilgewebe bei Erkrankungen aus dem rheumatoiden Formenkreis – weisen viele dieser Erkrankungen gemeinsame immunologische Mechanismen auf. Genau daraus ergeben sich übergreifende therapeutische Strategien, die bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen wirksam sein können.

Gemeinsame Grundlagen der Erkrankungen

Viele Autoimmunerkrankungen teilen zentrale Merkmale:

  • Chronische Entzündungsprozesse, die ohne Behandlung fortschreiten
  • Fehlregulation bestimmter Immunzellen wie T-Zellen, B-Zellen oder Makrophagen
  • Überproduktion entzündungsfördernder Zytokine, etwa TNF-α, IL-6, IL-17 oder Interferone
  • Phasen von Schüben und Remissionen

Diese Gemeinsamkeiten führen dazu, dass therapeutische Prinzipien und Medikamente oft für mehrere Erkrankungen gleichzeitig geeignet sind.

Konventionelle Therapieformen

1. Kortikosteroide

Schnell wirksame Entzündungshemmer, die bei vielen Autoimmunerkrankungen im Schub eingesetzt werden. Sie sind nicht für eine langfristige Therapie geeignet, bleiben aber ein unverzichtbares Notfallinstrument.

2. Klassische Immunsuppressiva

Mehrere Substanzen werden in verschiedenen Indikationen eingesetzt:

  • Azathioprin
  • Methotrexat
  • Sulfasalazin
  • Leflunomid
  • Mycophenolat-Mofetil
  • Ciclosporin / Tacrolimus

Sie bremsen die überschießende Immunreaktion und können bei einigen Autoimmunerkrankungen eingesetzt werden.

Biologika – zielgerichtete Therapie über Erkrankungsgrenzen hinweg

Der größte Fortschritt der letzten Jahrzehnte liegt in den sogenannten Biologika, die exakt definierte Entzündungswege blockieren. Viele dieser Substanzen sind transversal wirksam, also bei mehreren Autoimmunerkrankungen gleichermaßen effektiv.

TNF-α-Blocker

  • Adalimumab
  • Infliximab
  • Golimumab
  • Certolizumab
  • Etanercept

Eingesetzt bei Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis, Spondyloarthritiden u. a.

IL-12/23- oder IL-23-Blocker

  • Ustekinumab
  • Risankizumab
  • Guselkumab

Wirksam bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und psoriatischen Erkrankungen.

IL-17 Blocker

  • Secukinumab
  • Ixekízumab
  • Bimekizumab

Eingesetzt v.a. bei Erkrankungen aus dem Psoriasis-Formenkreis und bei Spondylarthritiden.

IL-6-Blocker

  • Tocilizumab
  • Sarilumab

Etablierte Therapie bei rheumatoider Arthritis und zunehmend bei anderen systemischen Entzündungsprozessen.

JAK-Inhibitoren (small molecules)

  • Tofacitinib
  • Baracitinib
  • Upadacitinib
  • Filgotinib

Wirken intrazellulär an zentralen Signalwegen und werden sowohl im rheumatologischen als auch im gastroenterologischen Bereich eingesetzt.

Ganzheitliche Strategien, die für alle Autoimmunerkrankungen relevant sind

1. Lebensstil- und Ernährungsfaktoren

Entzündungshemmende Ernährung, ausreichende Bewegung, Stressreduktion und Nikotinverzicht unterstützen jede Immuntherapie.

2. Mikrobiom-Modulation

Das Darmmikrobiom spielt bei vielen Autoimmunprozessen eine Rolle – nicht nur im Gastrointestinaltrakt. Maßnahmen können beinhalten:

  • angepasste Ernährung
  • probiotische Strategien
  • Vermeidung unnötiger Antibiotika
  • potenziell zukünftige Ansätze wie Mikrobiomtransplantationen

3. Psychoimmunologische Begleitung

Chronische Autoimmunerkrankungen beeinflussen psychische Belastbarkeit, Schlaf und Stressverarbeitung. Methoden wie verhaltenstherapeutische Ansätze, Entspannungstechniken oder achtsamkeitsbasierte Verfahren können den Gesamtverlauf positiv beeinflussen.

4. Sport

Durch gezieltes Training und Muskelaufbau können Autoimmunerkrankungen wahrscheinlich positiv beeinflusst werden. So werden u.a. in der Muskulatur Botenstoffe (sogenannte „Myokine“) gebildet, die das Entzündungsgeschehen positiv beeinflussen können.

Warum gemeinsame Therapien sinnvoll sind

Ökonomisch: Ein Medikament kann mehrere Erkrankungen abdecken.

  • Praktisch: Patienten mit mehr als einer Autoimmunerkrankung profitieren von einheitlichen Behandlungspfaden.
  • Medizinisch: Durch das einheitliche „Targeting“ zentraler Entzündungswege lassen sich Symptome verschiedener Organsysteme gleichzeitig stabilisieren.
  • Forschungsorientiert: Erkenntnisse aus einer Erkrankung können schnell in anderen Bereichen genutzt werden.

Fazit

Die Behandlung von Autoimmunerkrankungen entwickelt sich immer stärker in Richtung gemeinsamer, zielgerichteter Therapiestrategien. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen und Erkrankungen aus dem rheumatoiden Formenkreis sind dabei nur zwei Beispiele für Erkrankungen, die von denselben modernen Immunmodulatoren profitieren können. Durch das wachsende Verständnis der immunologischen Mechanismen wird es zunehmend möglich, unterschiedliche Autoimmunprozesse mit ähnlichen, hochpräzisen Behandlungsansätzen erfolgreich zu kontrollieren.

Aufgrund langjähriger Erfahrung können wir Sie in unserer Praxis bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen auch mit modernen Therapeutika unterstützen und beraten. Über unsere eigene Expertise hinaus stehen wir in engem Kontakt mit einem über mehrere Jahre gewachsenen Netzwerk mit unterschiedlichen Fachrichtungen (Rheumatologie, Dermatologie, Infektiologie) – Kolleginnen und Kollegen, mit denen wir uns bei interdisziplinären Fällen austauschen können.



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